Ausflug in die Wunderkammer von Piet Hein Eek

Am 10. Mai 2017 besuchten wir in der holländischen Stadt Eindhoven die Produktionshalle von Piet Hein Eek, die frühere Werkhalle der Firma Phillips. Piet Hein Eek, geboren 1967, studierte an der Academy for Industrial Design und entdeckte zufällig den Beruf des Tischlers für sich. Seine markanten Möbelentwürfe waren uns schon seit Jahren in holländischen Städten und auf Designmessen aufgefallen: Mit groben Holzstücken und Abfallholz (zumeist noch mit Resten von Farben behaftet) kreiert er Tische, Stühle, Hocker und Schränke.

Mittlerweile findet man seine Möbel in der ganzen Welt – kein Stück gleicht dem anderen, doch die Formensprache ist unverkennbar (trotz schlechter Nachahmer). Jedes Stück ein Unikat in seiner Form- und Farbgebung.

Mit einer Anfrage von den Fidelen Holzwürmern konnte das Büro erst mal nicht viel anfangen: Karnevalsverein? Schulklasse? Studenten? Schließlich konnte ich glaubhaft versichern, dass es sich um Fachleute des holzverarbeitenden Handwerks handelt und wir bekamen eine persönliche Führung von Piet Hein Eek angeboten. Wir boten diese Exkursion auch der Lehrerschaft und ausgewählten Auszubildenden des Berufskollegs Ullrichgasse an.

Bei strahlendem Sonnenschein erwartete uns im firmeneigenen Restaurant ein rustikales Lunchmenue. Vintagesessel und -Blumenvasen, recycelte Rohre als Tresen, Designtische aus Holz in Aspik und großartige Lampeninstallationen in dem hallenartigen Gebäude begeisterten uns schon, bevor wir Kontakt zum Designer bekamen. Die alten Industriehallen des Phillipswerks waren von Piet Hein Eek zu lichtdurchfluteten Refugien umgestaltet worden und bieten dem Künstler den perfekten Rahmen für seine Objekte. Nach dem »Kaffee verkehrt« ging es mit dem Designer persönlich durch seine Showrooms und – ausnahmsweise auch – Produktionshallen. Die dort agierenden Arbeiter waren größtenteils ungelernte Kräfte, die unbefangen und offen die Themenstellungen umsetzten. Hier wurde ausprobiert und es entstanden oft simple Lösungen.

Außer den Holzprodukten, die einen großen Teil des Sortiments einnehmen, gibt es auch Objekte aus Glas, Metall und Stoff. Die gesamten Räumlichkeiten waren eine einzige Wunderkammer und oft fragte man sich: ist das ein Fundstück, ein Ausstellungsstück oder ein Verkaufsobjekt?

Piet Hein Eek erzählte uns von seiner unkonventionellen Art mit Ideen zu spielen und zu experimentieren. Manchmal mit Erfolg, aber manchmal landet er mit seiner Idee in einer Sackgasse oder greift sie erst Jahre später wieder auf um sie dann zum Erfolg zu bringen. Sein Vortrag war spannend und inspirierend und wir hatten das Gefühl, an einem unkonventionellen Ort mit gutem Spirit zu sein… ein tolles Erlebnis!
(Ungekürzte Textfassung nachzulesen in der Festschrift 2018. Text/Fotos: Gina & Michael Boisserée).